Habib, Katja, Gahye und Max tragen sprichwörtlich die „Welt“ ins Stadtfeld: die vier jungen Leute wuchten gemeinsam eine schwere Holzplatte die Triftäckerstraße hinunter, auf der eine großformatige Weltkarte angebracht ist. Gahye seufzt unter der Last der „Welt“: „It’s really heavy!“ sagt die zierliche Frau aus Süd Korea. „Aber die Mühe lohnt sich!“ meint der aus Algerien stammende Habib. Katja und Max aus Deutschland finden die bunte, kindgerecht gestaltete Abbildung der Weltkontinente ebenfalls sehr gelungen.
Nur ein paar Stunden später steht die schwer zu transportierende Weltkarte im Zentrum des „World Markets“. Gahye zeigt der elfjährigen Salina aus der Nachbarschaft, wo sich Süd-Korea versteckt. Seoul heißt ihre Heimatstadt. Ein kleiner Punkt für eine so große Metropole, weit entfernt von Europa. Auf Bildern können Salina und ihre Freundin Reyhan am Süd-Korea-Stand Eindrücke von der koreanischen Millionenstadt gewinnen. Und sie können landestypische Knabbereien probieren. Younghee, die wie Gahye aus Süd-Korea stammt, bietet den beiden kurdischen Mädchen eine scharfe Sauce zum salzigen Gebäck an. „It’s hot!“ warnt Younghee vor der Würze, die von den Asiaten geschätzt, aber von Europäern manchmal schwer vertragen wird.
An diesem Nachmittag des „World Market“ ist wirklich „die Welt zu Gast" im Stadtfeld. Auf den paar Quadratmetern Grünfläche zwischen den Häuserblöcken Triftäckerstraße 31 und 39 haben die Nationen ihren Platz bezogen. In ihrer Landestracht präsentiert Vanja ihre Heimat Serbien. Sie reicht den Besuchern ihres Standes eine Häppchen-Platte mit Schinken, Oliven und Käse – eigentlich gehört auch der landestypische Quitten-Schnaps „Rakia“ dazu, doch der Hochprozentige scheidet für die Nachbar-Kinder natürlich aus. Dafür verrät die Serbin den Mädchen, wie man in ihrem Heimatland verheiratete und unverheiratete Frauen unterscheidet: Ehefrauen flechten sich zwei Zöpfe, die Unverheirateten tragen nur einen Zopf. Vanja trägt zwei Zöpfe – denn zuhause wartet jemand auf sie.
Noch viele andere Flaggen wehen im Wind. Armenien. Tschechien. Türkei. Deutschland. Und sogar Mexiko: Fede und Jessica sind über den großen Ozean nach Deutschland zu Besuch gekommen. Natürlich spielt der Sombrero am Stand der beiden Mexikaner eine besondere Rolle, auch wenn sie selber keinen der breitkrempigen Strohhüte tragen. „Viva Mexiko!“ begrüßt der blondhaarige und verschmitzte Fede die Neugierigen. Und am Ende des Tages weiß jedes der Stadtfelder Kinder von Jessica, was eine „Piñhata“ ist (ein mit Süßigkeiten gefüllter Pappmaché-Behälter, der in einem Blinde-Kuh-Spiel zerschlagen wird).
Der „World Market“ ist nur eine von vielen Aktionen (und Attraktionen), die von den jungen Leuten aus aller Welt im Laufe der zwei Herbstferien-Wochen in den Stadtgebieten Stadtfeld und Fahrenheit organisiert und durchgeführt wurden. Ein „Game Day“ (internationaler Spiele-Tag) und eine „Straßen-Olympiade“ („Street Olympics“) sind diesem Fest der Nationen beim „World Market“ vorausgegangen. Aram und Zara (aus Armenien), Petr (aus Tschechien), Fabienne, Larissa und Franziska (aus Deutschland) sind den Kindern dadurch längst bekannt. Denn überall wo die lustige, interkontinentale Gruppe auftaucht, da ist etwas los!
Die 14 Jugendliche und jungen Erwachsene sind für ein „internationales Workcamp“ nach Deutschland und in die kleine Domstadt Hildesheim gekommen. Im Stadtfeld haben sie ihr „Lager“ aufgeschlagen. Zwei Wochen teilen sie hier Leben. Gruppensprache ist Englisch, doch auch Brocken Spanisch, Französisch und Deutsch sind zu hören. Doch nicht nur für einen „Urlaub“ sind sie hier. Denn ein „Workcamp“ ist immer auch verbunden mit Arbeitseinsätzen für ein gemeinnütziges Projekt. In diesem Falle stehen spielerische Aktionen mit Kindern und Jugendlichen aus Stadtfeld und Fahrenheit auf dem Workcamp-Programm. Und mit viel Freude und Kreativität lassen sich die „Weltenbummler“ auf diese Aufgabenstellung ein. Alle Aktionen sind gemeinsam durchdacht und vorbereitet. Und gerade wo etwas aus der eigenen Nation eingebracht werden kann, kommt viel Herzblut und Leidenschaft ins Spiel.
Die „Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste“ (IJGD) sind eine Organisation, die solche Workcamps auf der ganzen Welt organisiert. Für das Hildesheim-Workcamp entstand eine besondere Zusammenarbeit zwischen der Organisation IJGD und dem Caritasverband für Stadt und Landkreis Hildesheim e.V., der die Trägerschaft für das Projekt im Rahmen des „Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit“ übernahm. Der Gemeinwesenentwicklung Stadtfeld e.V. hat als Kooperationspartner und „Gastgeber“ die Organisation und Durchführung des Workcamps mit übernommen.
Für das „Stadtteilbüro Stadtfeld“ liefen die Vorbereitungen seit Wochen auf Hochtouren. Eigens für dieses Projekt wurde eine neue Küche in der Projektwohnung der „Hausaufgabenhilfe ETUI“ eingerichtet. Hier, in der Triftäckerstraße 39 sind die Gemeinschaftsräume der Workcamp-Teilnehmer. Gleich im gegenüberliegenden Block hat die Baugenossenschaft Wiederaufbau e.G. in der Triftäckerstraße 47 drei Leerstands-Wohnungen zur Verfügung gestellt, in denen die jungen Leute Unterkunft finden.
Und das Konzept ist aufgegangen! Nicht nur, dass die Gruppe in Hildesheim gut angekommen ist und sich im Stadtfeld wohlfühlt. Nicht nur, dass die „Chemie“ zwischen den Teilnehmenden von Anfang stimmte und viel produktive Energie ausgelöst hat. „Es ist erstaunlich“, berichtet Gemeinwesenentwickler Jens-Hendrick Grumbrecht, „welche Dynamik das in die Nachbarschaft gebracht hat.“ Bereits am ersten Tag standen die Kinder aus der Umgebung mit rührigen Willkommensgeschenken vor der Tür, berichtet Grumbrecht. Doch auch vor den Erwachsenen machte die Begeisterung nicht halt. Volksgenossen freuten sich, Landsleute in ihrer Nachbarschaft zu Besuch zu haben. Familien brachten Speisen vorbei, um die internationale Gruppe probieren zu lassen. Und wenn eine Gruppe kurdischer Mütter spontan in den armenischen Volkstanz-Reigen einsteigt und mittanzt – das ist ein Moment, für den sich alle Mühe gelohnt hat: Die Welt ist zu Gast im Stadtfeld!
"This was my Workcamp Number 6. And it was really the best Workcamp!" (Petr aus Tschechien)
"Da boxt der Papst!" (Fede aus Mexiko)
"I love you all. And I will really miss you!" (Vanja aus Serbien)
"Das war mein schönster Kindergeburtstag!" (Ein Junge aus der Nachbarschaft, der am "Street Olympic Day" zufällig auch Geburtstag hatte)
"Wir lieben euch so gerne!" (Narin aus der Nachbarschaft Stadtfeld)
"Ich freue mich, dass das Workcamp in Hildesheim so ein besonders toller Erfolg geworden ist." (Hilke Steevens, IJGD)
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung durch die Johanneshof-Stiftung, die die Umsetzung der Projekte ermöglichte. Weiterhin senden wir ein großes Dankeschön an den Stadtverkehr Hildesheim (SVHi), die unseren Gästen aus aller Welt kostenfrei Buskarten zur Verfügung stellten.
Danke an den Städtischen Aktivspielplatz für Zirkuszelt, Spielgeräte, u.a. Weiterhin Dank an die Freie Evangelische Gemeinde für die Leihgabe der "Weltkarte".
Gestalten Sie den Wandel mit!
Das Stadtteilforum Stadtfeld
lädt vierteljährlich ein!
Termine 2023
21.02.2023
04.05.2023
31.08.2023
07.12.2023
Sie haben eine gute Idee
für Ihre Nachbarschaft!
Machen Sie sie wahr!
Downloads:
Stadtteilbüro Stadtfeld
Triftäckerstr. 31
31135 Hildesheim
Ansprechpartner:
Jens-Hendrick Grumbrecht
Godehard Thielemann
Tel.: (05121) 92 76 671
E-Mail: info@gwe-stadtfeld.de
Bankverbindung
Gemeinwesenentwicklung Stadtfeld e.V.
Volksbank Hildesheim eG
IBAN: DE28251933311082214300
BIC: GENODEF1PAT