Das Fassadenkunst-Projekt „Stadtfeld zeigt Gesicht“ ist umgesetzt. Von Mitte September bis Ende Oktober waren die international renommierten Künstlerinnen und Künstler im Stadtteil aktiv. Sie verwandelten die Triftäckerstraße in eine Street-Art-Galerie und schufen atemberaubenden Kunstwerke. Dabei war nicht nur Zuschauen, sondern auch Mitmachen erlaubt. Die Kulturfabrik Löseke hat die Umsetzung mit zahlreichen Workshops begleitet.
Eigentlich ist es schon ein bisschen zu kalt zum Draußensitzen. Trotzdem stellt Familie Yazici den Gartentisch und die Stühle auf der Wiese vor der Haustür auf. Auch das Okey-Spiel, die türkische Version von Rummikub, steht schon bereit. Der heiße Tee aus den Chai-Gläschen und das noch ofenwarme Gebäck kommen gerade recht. Aber immerhin ist es ein trockener, sogar sonniger Vormittag. Gespielt wird heute nur für ein Foto.
Hinter der Kamera steht Helen Bur, eine junge Künstlerin aus England, die erst am Vortag in Deutschland gelandet ist. In der Ergebnisbroschüre der ersten Beteiligungsphase von „Stadtfeld zeigt Gesicht“ war Helen Bur auf die Spielegruppe aufmerksam geworden. Das Motiv der Spielenden, die mit einem freien Stuhl in ihre Runde einladen, gestaltete Bur zu einem künstlerischen Entwurf. Nun, in Hildesheim angekommen, will die Fassadenkünstlerin den authentischen O-Ton einfangen. Und Familie Yazici aus dem Stadtfeld hat sich gern auf den Fototermin eingelassen. Schnell sind die Bilder im Kasten, die der Künstlerin für ihr Werk zur Orientierung dienen.
Schon einen Tag später ist die Spielegruppe als riesenhafte Skizze an der Giebelfassade der Triftäckerstraße 31 zu sehen. Mit Farbrolle und Pinsel malt Helen Bur das Wandbild wie ein Ölgemälde. Ein hartes Stück Arbeit – zumal das Wetter in den letzten Oktobertagen umschlägt und Helen gegen Regen und Wind anmalen muss.
Nicht weit entfernt arbeitet JuMu Monster an ihrem Vogel-Mural. Auch JuMu behält beim Malen ihres farbenfrohen Motives die gute Laune: „Der Heizlüfter hält mich warm!“ lacht die Künstlerin und trotzt dem winterlichen Wetter. Tatsächlich läuft ein großes Gebläse im Hintergrund, das die Farbe praktisch gleich beim Malen trocknet. In den Werken JuMus, die in Hannover aufgewachsen ist und heute in Berlin lebt, spürt man ihre lateinamerikanische Wurzeln. "Der Vogel symbolisiert die Freiheit!" erklärt JuMu ihr Motiv. "Er hat eine Blume im Schnabel, als Geschenk für die Nachbarschaft!"
Nur eine Woche zuvor hatte das Berliner Künstlerkollektiv innerfields ihr beeindruckendes Fassadenkunstwerk an der Giebelseite der Triftäckerstraße 46 zum Abschluss gebracht. Seitdem malt ein Kind in luftiger Höhe unter dem Dach Strichmännchen in die Luft. Das gesellschaftskritische Motiv von Jakob Tory Bardou und Holger Weißflog, die gemeinsam als innerfields unterwegs sind, lädt ein, sich über den eigenen Medienkonsum Gedanken zu machen.
So unterschiedlich die Ideen, Stile und Techniken der aktiven Künstler*innen auch sein mögen – eines verbindet sie über „Stadtfeld zeigt Gesicht“: der Eindruck einer bunten Nachbarschaft und herzlichen Gemeinschaft.
„Wir hatten schon ganz viele gute Gespräche mit den Nachbarn!“ erzählt DXTR vom Künsterkollektiv the weird. Gemeinsam mit seinem Kollegen Rookie hat er das bunte Wimmelbild an der Triftäckerstraße 63 gestaltet. Die lange Vorbereitung über die Beteiligung der Menschen sei spürbar. „Die Resonanz war durchweg positiv!“ so DXTR über die Begegnungen.
Stadtfeld zeigt Gesicht - eine Freiluft-Galerie entsteht! Das nachfolgende Video gibt einen lebendigen Eindruck des Entstehungsprozesses. Schau den Künstler*innen bei der Arbeit zu und erlebe, wie die Fassadenkunstwerke entstehen: